VICENTE ALEIXANDRE


SINGT, VÖGEL

Vögel, das Streicheln eurer reinen Flügel
kann mir die Trauer nicht aus dem Gedächtnis tilgen.
Welch helle Sehnsucht einer Lippe
ist euer Triller, der aus reiner Brust kommt!
Singt für mich, schillernde Vögel,
die ihr im glühenden Wald die Freude ruft
und trunken vor Licht aufsteigt wie Zungen
ins wartende Blau, das euch annimmt.
Singt für mich, Vögel, die jeder Tag neu gebiert,
und in deren Schrei die Unschuld der Welt ist.
Singt, singt, und reißt die Seele mir aus und
steigt mit ihr auf, daß sie nie auf die Erde zurückkommt.


Aus: Rose aus Asche, spanische und spanisch-amerikanische Lyrik seit 1900, herausgegeben und übertragen von Erwin Walter Palm, R. Piper & Co. Verlag, München, 1955.