Gedichte von

Justo Jorge Padrón

aus “In höllischen Sphären

 

 

El sueño del regreso a la infancia

Y penetró en aquel agreste valle

y le alcanzó la infancia.

Allí estaba la misma luz mágica y violenta,

el esplendor de la hierba del verano,

las nítidas montañas, las indómitas aves,

la mariposa, el iris tenue de la cascada.

Esa visión tan íntima que desde que era niño

le soñó, era su mundo, su espacio inigualable.

Nunca podría hallar aquella simetría

distinta a todas porque todas son

distintas. Nunca ese aire tan igual a otros aires,

ni aquella germinante belleza derramada,

ni ese aroma tan dentro de los pliegues

de su memoria hermosa. Y aunque hubiera tardado

milenios su retorno, continuaría igual,

ni siquiera los hombres podrían destruirla.

 

Y vio al viento y las aves venir a saludarle,

las frondas se llenaron de temblor transparente,

las fuentes redoblaron su turbulento canto.

Por el aire surcó un aroma de tierra,

frutos, aguas y flores a su encuentro.

Ha vuelto, ha vuelto, voceaba el valle.

 

 

Der Traum von der Rückkehr zur Kindheit

Wie er sich tiefer in dieses wilde Tal verlor,

streckte die Kindheit ihm die Hände entgegen.

Ihr bezwingendes Licht lag wie ein Zauber auf

allem,

zitterte am sommerlich glänzenden Gras,

ließ die Berge leuchten, die Vogelschwinge sich freier heben,

und netzte den Schmetterling mit farbig

zerstäubendem Wasserfall.

Und was, seit er ein Kind war, sein innerstes Auge

träumte, schaute er nun, seine unvergleichliche Welt.

Niemals würde er irgendwo dieses Ebenmaß finden können,

das sie von allen anderen schied, in ihrer Verschiedenheit.

Niemals irgendwo diese Luft, obwohl sie so gleich schien,

noch diese sich tausendfach verströmende Schönheit,

noch das Aroma, das wie ein Wunder

aus den Tiefen der Erinnerung stieg. Noch fiele die Rückkehr,

verstrichen auch tausend Jahre zuvor, einem Wandel anheim,

oder könnte ein Mensch diese Welt in Vernichtung stürzen.

 

Und er sah, wie der Wind und die Vögel ihn grüßen kamen,

und wie das Laub sich ihm leise bebend erschloß,

und die Quellen sprangen mit doppelt murmelnder Kraft.

Und die Luft war erfüllt vom Geruch der Erde,

gesättigt vom Duft der Früchte, des Wassers, der Blumen

und vom Ruf des Tales: Er ist gekommen, gekommen.

 

 

Entre nosotros crecen

Entre nosotros crecen mares de vidrios negros,

abismos de cal viva, tifón de helada arena,

incandescentes muros, espesura selvática.

 

Hendieron con un hacha los ojos de ternura.

Pasaron trenes de odio y rencores sobre ellos,

las agujas más finas en todas las sorpresas,

indiferencia insomne,

lluvia de sombra y muerte.

Solos al final, ciegos y rígidos de niebla,

petrificados de vacío,

quedaron en el centro de lo inánime.

 

 

Zwischen uns wachsen Meere

Zwischen uns wachsen Meere, schwarzes Glas,

klaffende Schlünde ungelöschten Kalks, gefror’ner Sandtaifun,

Mauern in Weißglut, Wälderdickicht.

 

Die Axt traf spaltend in der Augen Zärtlichkeit.

Züge, mit Haß und Groll beladen, überrollten sie,

und alle Überraschung stach mit dünnster Nadel zu,

und Teilnahmslosigkeit schlief nie mehr ein,

und Regen fiel wie Todesschatten.

Am Ende einsam, blind und nebelstarr,

versteinerte die Leere sie,

verlor ihr Blick sich tief im Unbelebten.

 

 

Como ese pálido papel mojado

Como ese pálido papel mojado

que minuciosamente limpiase suelos, tinas,

puliese los metales, despertara las sombras

de los espejos muertos de una casa olvidada,

mordida por la lluvia y el más zafio abandono.

 

Como ese pálido papel mojado

que fuese taponando desagües y hemorragias,

rasgado por la herrumbre y las costras y el frío,

desgastando su esencia en cada tiento,

perdiendo su tamaño, convirtiéndose

en masa uniforme, maloliente, negra.

 

Como ese pálido papel mojado,

ya hediondo, roto, infame,

que las manos de nadie osan tocar,

que los ojos de nadie quieren ver,

así es la dignidad que me han dejado.

Wie dieses blasse, aufgeweichte Stück Papier

Wie dieses blasse, aufgeweichte Stück Papier,

das sorgsam Fußböden und Tröge reinigte,

Glanz auf Metalle brächte, Schatten weckte

aus toter Spiegelfläche im vergess'nen Haus,

vom Regen angenagt und völlig ausgelaugt.

 

Wie dieses blasse, aufgeweichte Stück Papier,

das Abflüsse und Blutungen ins Stocken brächte,

vom Rost zerschleißt, ein kalter Fetzen voller Krusten,

bei jeder Art Berührung mehr sein Wesen büßt,

an Größe schwindet und sich wandelt

in eine schwarze Masse, übelriechend, ohne Form.

 

Wie dieses blasse, aufgeweichte Stück Papier,

jetzt Ekel weckend, ehrlos und zerlumpt,

nach dem zu fassen keine Hand mehr wagt

und das kein Auge länger sehen will,

so sieht die Würde aus, welche sie mir gelassen.

 

Deutsche Übersetzung von Rudolf Stirn © Rudolf Stirn / Alkyon Verlag 1992.

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Rudolf Stirn.

 

Diese Gedichte stammen aus:

Justo Jorge Padrón, In höllischen Sphären, Gedichte Spanisch und Deutsch, übersetzt von Rudolf Stirn, mit einem Vorwort von Artur Lundkvist, Alkyon Verlag 1992.

Die spanische Ausgabe Los círculos del infierno stammt aus den Jahren 1973-1975.

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