Gedichte von Fe Berg

   

   

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Landschaft
(das Christkind in der Heiligen Nacht ...)
Auf der Straße nach Stettin
Wunder

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Landschaft

meine Großmutter weiß
einen Ort
da ragen
Menschen
in den Himmel
sie atmen nicht
sie essen mit den Augen
alle Farben sind
schwarz

dort
singe ich

   

(das Christkind in der Heiligen Nacht ...)

das Christkind in der Heiligen Nacht
lag da
wie ein verlorener Handschuh
wie ein dürres Herbstblatt

vor einer kleinen Barockkirche
hat sich ein Engel erbarmt
nahm es in seinen Arm
so leicht war es
steckte es unter seinen Pulli
so kalt waren seine Glieder

es bibberte vor Einsamkeit
beim Trompeten der Engel

   

   

Auf der Straße nach Stettin

für K. Stevenson

ein Festtagskuchen köstlich geschichtet
mitgeführt in den Moränen der Erinnerung

gewässerter Mohn
mit den Fingerkuppen in die raue Wand eines Tongefäßes gerieben
bis das Harte vergangen
Mehl mit der Schaufel in die irdene Schüssel
der Geruch der Hefe
Schichten aus Streusel
Schnee und Mohn

und bitter
nie

   

   

Wunder

nach dem Wochenende kommt immer
ein Donnerstag
er wartet auf der Treppe
ganz oben
sein Atem streicht an den Vorhängen vorbei
über die Kronen der Apfelbäume
berührt den kreisenden Milan
manchmal zieht er bis nach Pamukkale

nach dem Wochenende kommt immer
der Donnerstag
er dauert weniger als eine Stunde
und frisst das Geld des türkischen Schneiders

   

   Copyright © Fe Berg 2007

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